Im Reiner-Wein-Talk zum Thema „Wissen schafft Freiheit; Freiheit lernen und Schulen der Zukunft“ spricht Moderator Gunther Sosna mit dem Gedächtnistrainer, Zauberkünstler und Visionär Ricardo Leppe.
Für Leppe, Gründer von „WissenSchafft Freiheit“ (www.wissenschafftfreiheit.com), ist Schule in seiner jetzigen Form der „Anti-Ort des Lernens“. Denn der Erwerb von Wissen, das nicht in der Praxis umgesetzt wird, sei sinn- und zwecklos.
Lesen, Schreiben und Grundrechenarten seien aber die Basis, die jeder Mensch gerne lernen möchte, – allerdings nicht alle zur gleichen Zeit, sondern jeder in seinem individuellen Tempo. Dafür wäre aber weder eine Institution notwendig noch ein Gebäude.
Schwangere Mütter und Sterbende wüssten, so Leppe, was im Leben wirklich zählt: Freiheit, Gesundheit, Glück und ein In-Liebe-Aufwachsen. Was passiert in der Schule? Sie bring uns in ihrer derzeitigen Verfassung zum Überleben, aber nicht zum Leben. Sie habe die Aufgabe, das, was aktuell existiert, zu „füttern“, weil der Ist-Zustand aufrecht erhalten werden müsste, sagt Ricardo Leppe. Auch deshalb verfolgt er einen ganz anderen Ansatz, um auf viel wesentlichere Fragen eingehen zu können:
- Wer bin ich, was will ich?
- Wie gehe ich mit meinem Körper um?
- Wie gehe ich mit anderen Lebewesen und der Natur um?
- Wie lerne ich?
- Wie funktionieren Finanzen?
- Wie baue ich mir etwas auf?
- Wie werde ich glücklich?
Diese Themen sollten in der Schule behandelt werden, meint Leppe.
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Herzlichen Dank, Ihr Gunther Sosna
Der eigene Wille und selbstständiges Denken müssten im Mittelpunkt stehen; im derzeitigen Schulsystem würde einem Kind aber beides schnell abgewöhnt. Auch die ständige Bewertung sei kontraproduktiv, weil sie nur etwas über die Bereitschaft aussagt, etwas auswendig zu lernen, nicht aber, ob etwas verstanden wurde. Das führt zu Frust und Verdruss. In der Volksschule gingen noch 15-20 % der jungen Menschen gerne zur Schule, aber ab der Mittelstufe seien es dann bloß noch maximal 1 Prozent, sagt Leppe. Das soll so nicht bleiben. In der Zukunft werde es, so seine Vision, dezentrale, selbstbestimmte Bildungswege geben; also Tausende unterschiedliche Schulsysteme und nicht bloß das eine.
Die Digitalisierung ist für Leppe kein Allheilmittel, Sie sei vielmehr kontraproduktiv und sollte aus seiner Sicht frühestens ab der Pubertät ein Thema sein. Viel wichtiger wären die sozialen Beziehungen, die Basis jedes Lernens, und dazu kämen noch Vorbildwirkung und Authentizität.
Nötige Veränderungen würden aber nicht mit einem „In-die-Pflicht-Nehmen“ von den Beteiligten, also vor allem von Eltern und Pädagogen, funktionieren, denn das bedeute bloß Angst, Druck und Strafe. Es brauche Menschen, die das Neue vorleben, Informationen geben und damit andere ermutigen, es ihnen gleich zu tun.
Von Kindern können alle eine Menge lernen: etwa das richtige Atmen, das Aufrechterhalten der Beweglichkeit und das Lernen selbst. Das richtige Lernen funktioniere so wie das Erlernen der Muttersprache, also nicht über Grammatik, Vokabeln und aus Büchern, sondern über vier andere Elemente:
- Praxis statt Theorie, erzeugt über Bilder,
- blödes, lustiges Zeug durch Blödeln,
- emotionale Begeisterung durch Freude und Spaß und
- Herstellen von Verknüpfungen, also alles, was wir schon kennen oder woran wir uns erinnern können.
Abschließend demonstriert Leppe anhand einer Übung, dass jeder Mensch sich im Geist in jede Situation hineinversetzen kann und diese dann auch wie „in Echt“ erlebt. Was steckt dahinter? „Auf den Körper kannst du zugreifen, auf den Geist aber nur, wenn du es erlaubst“, weiß der Mentaltrainer Ricardo Leppe aus eigener Erfahrung zu berichten.
Über den Gast
Ricardo Leppe ist Zauberkünstler und Gedächtnistrainer. Er wuchs in Peru auf und wurde als Kind von seinen Eltern unterrichtet. Als er 10 Jahre alt war, kehrte die Familie nach Österreich zurück und Leppe besuchte die Regelschule.
Mit etwa 14 Jahren begann seine Begeisterung für die Zauberei und verfeinerte seine Fähigkeiten. Nach dem Abitur absolvierte Ricardo Leppe seinen Zivildienst beim Roten Kreuz, begann dann ein Lehramtsstudium, wandte sich dann aber beruflich der Zauberkunst zu (www.ricardo-zauberer.at). Über seine Tätigkeit als Gedächtnistrainer kam er in zahlreiche Schulen und hielt Vorträge über das Schulsystem, die Entwicklung der Schule allgemein und alternative Schulmodelle.
Im April 2020 gründete Ricardo Leppe den Verein „WissenSchafft Freiheit“ (www.wissenschafftfreiheit.com), um andere zu inspirieren, freie Schulen zu gründen und Techniken vorzustellen, mit denen der notwendige Schulstoff schnell zu lernen ist, um für das, was Spaß macht und wichtig ist, Zeit zu haben.
Fotos und Video: www.reiner-wein.org und Idealism Prevails
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